Am 23. November 2020 wäre Paul Celan, einer der wichtigsten deutschsprachigen Dichter nach 1945, einhundert Jahre alt geworden. Paul Celan wurde als Paul Antschel am 23. November 1920 als einziger Sohn deutschsprachiger, jüdischer Eltern im damals rumänischen Czernowitz geboren.
Bereits als Kind lernt Celan Gedichte auswendig. Er war von deutscher Literatur fasziniert, von Friedrich Hölderlin, Heinrich Heine und Franz Kafka – und verfasste bald selbst Gedichte.
Nach dem Abitur 1938 begann Celan ein Medizinstudium in Frankreich, kehrte jedoch ein Jahr später nach Rumänien zurück, um dort Romanistik zu studieren. 1942 wurden Paul Celans Eltern deportiert. Im selben Herbst starb sein Vater in einem Lager an Typhus, seine Mutter wurde erschossen. Von 1942 bis 1944 musste Celan selbst in verschiedenen rumänischen Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten.
In dieser Zeit (1944/1945) entsteht auch sein weltberühmtes Gedicht, die „Todesfuge.“: „Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends/ wir trinken sie mittags und morgens/ wir trinken und trinken.“ – „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau/ er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau“, Celan versucht darin, seinem Leid und das so vieler anderer Ausdruck zu verleihen.
Nach dem Krieg, von 1945 bis 1947 arbeitete er als Lektor und Übersetzer in Bukarest, wo auch die ersten Gedichte von Paul Celan erschienen. Paul Celan fand Worte für das unaussprechliche Grauen des Holocausts.
Im Juli 1948 zog er von Wien aus nach Paris, wo der Dichter bis zu seinem Tod lebte. Da Celans Gedichte noch unbeachtet bleiben, muss er sich in den ersten Paris-Jahren als Fabrikarbeiter, Dolmetscher und Übersetzer durchschlagen. Hier lernte Celan 1951 die Künstlerin Gisèle de Lestrange kennen, die er ein Jahr später heiratete. Ihr gemeinsamer Sohn Eric kam 1955 zur Welt. Mitte der fünfziger Jahre erhält Celan die französische Staatsbürgerschaft. I
Der jüdische Autor hat mit seiner eindringlichen Sprache ein Werk geschaffen, dessen Bedeutung noch heute, 50 Jahre nach seinem Tod und 100 Jahre nach seinem Geburtstag zahlreiche Fragen aufwirft.
In den 1960er-Jahren erkrankt Celan mehrfach an Depressionen. Nachdem er seine Frau im Wahn bedroht hatte, liess er sich sogar in eine psychiatrische Klinik einweisen. In dieser Zeit scheint es so, als würde sich auch seine Dichtung in sich selbst zurückziehen und damit immer kryptischer werden.
„SCHWANENGEFAHR“, heißt es in einem seiner letzten Gedichte, „Lappentaucher-/ Bedrohung,/ der Eisbewimperte mit/ Kraken-/ armen,/ du, bekrallter/ Jakuten-/ Puschkin:/ Hei, Chebeldei, Chebeldei“.
1969 begibt sich Celan auf eine letzte Reise nach Israel. Er wird herzlich empfangen wird, doch findet er auch hier nicht, was er sucht. Vermutlich am 20. April 1970 nimmt sich Paul Celan selbst das Leben. Einen Abschiedsbrief hinterlässt er nicht. Auf seinen Schreibtisch fand sich eine aufgeblätterte Biografie von Hölderlin mit den unterstrichenen Worten: „Manchmal wird dieser Genius dunkel und versinkt in den bitteren Brunnen seines Herzens.“
Die herausragende Bedeutung von Paul Celans Werk für die deutschsprachige und europäische Literatur des 20. Jahrhunderts ist heute unumstritten. Seit dem Band Atemwende von 1967 ist das Werk des Dichters im Suhrkamp Verlag erschienen und in vielen Ausgaben der Werke und Briefe ediert worden. Zum 100. Geburtstag hat der Suhrkamp Verlag seinen Autor Paul Celan auf der Autorenseite geehrt.
Eine 3sat-Dokumentaion erzählt das Leben des großen jüdischen Dichters. Erstmalig spricht der Sohn des Dichters, Eric Celan, vor der Kamera über seinen Vater und das schwierige, von Krisen überschattete Leben der Familie (ein Film von Ullrich Kasten und Hans-Dieter Schütt, 2014).
Grab Paul Celans – Foto: © Djampa – User:Djampa – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0